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Noah-Füchse – von Erika Boldán 12.08.2011
2011.08.12.
Zwei Kätzchen schauen verblüfft zu, wenn Füchse und Hunde im benachbarten Kennel anfangen, freudig miteinander zu spielen. Eine Freundschaft zwischen Füchsen und Hunden? Es macht Spaß zuzusehen, wie die vom Menschen als Feind betrachteten Tiere mal herumtollen, einander ganz vorsichtig zubeißen – und es fällt ihnen gar nicht ein, jemanden wirklich anzugreifen oder sich boshaft zu verhalten. Tja, so funktioniert es halt im Noah Tierheim, wo nicht nur Füchse, sondern auch Dachse aufwachsen können. Manchmal schauen die Hunde vorbei, um eine kleine Party am Nachmittag mit ihren rotpelzigen Freunden zu veranstalten, vielleicht bringen sie ihren Gastgebern sogar Geschenke mit. Und die „unbehaarten“ Menschenbesucher schauen sich die Ereignisse fassungslos mit den Katzen an.
Ein langer Weg führte bis hin, und der Anfang war auch nicht so richtig leicht. Der Anfang, wo die Pfleger des Tierheims, mit Zoli an der Spitze, beschlossen haben, ein Fuchsheim zu errichten. Manche können jetzt denken, so ’ne dumme Idee, Füchse sind ja Wildtiere, wozu brauchen sie denn ein Obdach?! Jetzt, wo die Fuchsrettung schon seit mehr als anderthalb Jahren organisiert funktioniert, können sich auch die Zweifler beruhigen. Hier geht es um eine nicht nur bei uns, sondern auch in Europa oder vielleicht in der ganzen Welt einzigartige Initiative. Und wie kommen die Füchse her? Durch Tierfreunde (so was gibt’s mal auch), die die Tiere vor der Leidenschaft und Süchten unverantwortlicher Personen beschützen. Diese Füchse vertrauen uns schon. Dabei haben viele von ihnen schreckliche Erlebnisse: Die Mutter wurde ermordet, sie wurden zu Zielscheiben von Jagdhunden, die die Jagd unter der Erde an ihnen geübt haben.
Sie gerieten zerrupft, halbtot und mit schmerzendem Körper ins Tierheim zu ihren Rettern. Sie hätten alle Gründe, sich ängstlich und misstrauisch zu fühlen. Aber sie können sich auch nach einem ungeheuer großen Stress bloß daran erinnern, dass es Menschen gegeben hat, die ihnen geholfen haben. Die sie geheilt, gefüttert, gestreichelt und mit leisen Worten ermuntert haben, zu denen sie jetzt gehören.
Ich beobachte das Leben der Bewohner vom Zaun. Inzwischen suche ich nach Erinnerungen. Wie war das? Als die ersten geretteten, kleinen Bewohner vor ein paar Jahren im Tierheim ankamen, konnte keiner von ihnen glauben, einmal einen Wohnort zu haben, der ihrem natürlichen Zuhause in solchem Maß ähnlich ist. Aber dank dem Zusammenschluss und der materiellen und handgreiflichen Unterstützung der Menschen haben die kleinen Lausbuben jetzt einen Ort, wo sie in aller Ruhe leben können. Es gibt hoch gebaute Häuschen, Bungalows und unterirdische Gänge, wo sie Sicherheit haben, und einen Zaun, der die Menschen von ihnen fern hält. Die hier friedlich miteinander lebenden Füchse, Dachse und Waschbären können je nach Wunsch von den Wohnorten wählen. Jeder kann sich ein passendes Zuhause finden. Der Tag, an dem das Fuchsheim fertig wurde, und die bis dahin in Käfig lebenden Tiere endlich in ihren neuen Wohnort ziehen konnten, war ein Feiertag sowohl für die Tiere, als auch für die Menschen. Da es gerade zu Weihnachten passierte, bekam jeder ein schönes Geschenk. Die Füchse rannten neugierig witternd herum, versteckten sich in den Häusern und Gruben, sie freuten sich über den riesengroßen Platz. Wir, die an der Einweihung teilnahmen, unterhielten uns, erinnerten uns an die Anfänge und an die gemeinsamen Erlebnisse mit den Füchsen.
Und diejenigen, die bis heute das Fuchsheim verschönern -es sogar erweitern möchten-, und sich um die Tiere kümmern? Sie können das irgendwie nicht begreifen, wie es solche Leute geben kann, die diese Tiere aus Profitgier, Bosheit oder als Sport quälen und töten. Die Füchse ähneln ja von Geburt an den Hunden. Und wer hat noch nie mit einen kleinen Welpen gespielt …? Ich sehe mir am Zaun das rote Knäuel an, das zu mir läuft. Seine Schritte sind weich und leise, sie schaut mir mit warmen, braunen Augen neugierig zu. Welcher Kleine kann das doch sein? Rikács? Pogi? Tipli? Die sehen doch so gleich aus. Die drei Geschwister sind auf einem Landgut geboren, ihre Mutter ist höchstwahrscheinlich tot oder hat sie vielleicht verlassen. Als sie im Heim ankamen, konnten sie nur durch Magensonde gefüttert werden. Sie hatten immer jemanden dabei, der sie als Mutter versorgt, gestreichelt oder gekratzt hat, zu ihnen zärtlich war.
Die inzwischen aufgewachsenen Tiere tollen jetzt fröhlich hier herum. Sie sind lebenslustig und stark. Sie begrüßen mich als Bekannte, sie laufen mit ihrem Schwanz wedelnd zu mir, um eine Berührung oder etwas Leckeres zu bekommen. Sie tun das so lange, bis ich sie schließlich in die Hand oder auf den Schoss nehme, dann setzen sie sich ganz selbstverständlich auf meine Schulter, wühlen mit der Nase in meine Haare, jagen sich einander um mein Hals herum. Wer so ein Erlebnis verpasst, verpasst vieles. (Genauso darf man den Zeichentrickfilm „Vuk“ auch nicht auslassen. Jedes Kind sollte sich das während seiner Erziehung ansehen, wie auch manche Erwachsenen. Wenn man keine Möglichkeit hat, lebendige Tiere zu treffen, dann könnte man die Tierliebe wenigstens aus diesem Märchen erlernen. Ich würde das als Lehrfilm in den Schulen vorschreiben.)
Inzwischen verschwindet einer der Füchse nach dem Spiel in ihrem Lager. Er scheint glücklich zu sein. Hier lebt er unter sicheren Umständen, weder die Jäger noch die Jagdhunde erreichen ihn. Schon deswegen können die hier erzogenen Tiere nicht frei gelassen werden. Die Safariparken, Nationalparken und Naturschutzgebiete können ihnen keine Sicherheit gewähren, nicht einmal da kann man ihnen ein sorgloses Leben sichern. Sie sind schon an die Menschen gewohnt. An uns, die sie gezähmt haben, die sich verantwortlich für sie fühlen. Sie sind doch Füchse, sie können zwischen guten und bösen Menschen nicht unterscheiden. Oft gelingt es uns ja auch nicht…
Boldán Erika
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