Tierarztbesuch 2. Akt: Carmen
2011.06.28.

Am Donnerstag wurden endlich Carmens verschobene Röntgenuntersuchung und die erste Stoßwellentherapie durchgeführt.
Carmen ließ die Röntgenuntersuchung sehr ruhig über sich ergehen, wir waren eher diejenigen, die gelitten haben, da wir den warmen und schweren Schutzkittel tragen mussten.




Aus der Feder unseres Tierarztes:
Carmen verletzte sich am 1. Februar 2011. Die ersten Röntgenaufnahmen, die ich febr1 und febr2 genannt habe, wurden an diesem Tag gemacht.
In der Vorderfußwurzel der Pferde gibt es eine Handvoll Knochen, von denen bei Carmen der 4. Karpalknochen (os carpale quartum) gebrochen ist. Auf dem Bild febr1 (mit Pfeil markiert) sieht man den gebrochenen Knochen gut. Auf dem Bild febr2 (das aus einer anderen Richtung aufgenommen wurde) sieht man die Verschiebung nicht, dafür aber die Veränderung der Knochensubstanz
Wegen der Schwere der Veränderung kam nur die operative Versteifung des Gelenks in Frage, deswegen entschied sich der Besitzer für die konservative Behandlung (mehrere Monate in vielschichtigem Robert-Jones-Verband mit zusätzlicher Stütze).

Auf den Röntgenbildern von Juni sieht man eine deutliche Gelenkentzündung (osteoarthritis/arthrosis), die jetzt noch sehr schmerzhaft ist. Wenn die intensive Neubildung des Knochens abgeschlossen ist und die Gelenke halbwegs stabilisiert sind, werden Carmens Schmerzen weniger. (Der Gelenkknorpel ist an vielen Stellen schon kaputt, zwar sieht man das auf den Bildern nicht, aber die Knochenveränderungen weisen darauf hin.)
Wir möchten Carmens Prozess mit der Stoßwellentherapie unterstützen.





Neue Röntgen Bilder:






Nach dem Röntgenbild kam die Behandlung. Carmen wurde schon vom Einschalten des Gerätes (ein bisschen leiser als ein Presslufthammer) so nervös, dass wir sie betäuben mussten, damit sie die 3x5 Minuten Behandlung aushält. Die Mutigen, Meggyes und Niki durften sogar das Gerät an Carmen ausprobieren, (natürlich unter ärztlicher Aufsicht), weil es sehr anstrengend ist, so eine „Pistole“ 5 Minuten lang unbewegt zu halten.



Über die Stoßwellentherapie (aus der Feder unseres Tierarztes):
Die Stosswellentherapie wurde vor Jahrzehnten entwickelt um Nierensteine bei Menschen zu „zertrümmern“.
In den seitdem vergangenen Jahren wurde diese Methode durch die genauere Dosierung und Verringerung der Energiemenge auch für Behandlung orthopädischer Krankheitsbilder weiterentwickelt.
Die Stoßwellen sind kurze Schallimpulse, die mit dem speziellen Schallkopf an die verletzte, schmerzhafte Stelle gelangen.
Die hohe Energie der Schallimpulse bewirkt die Intensivierung des Stoffwechsels und der Durchblutung an der betroffenen Stelle, außerdem wirkt sie schmerzstillend.

Der genaue Wirkungsmechanismus der Stosswellentherapie ist noch nicht restlos geklärt, dies könnte ein Grund dafür sein, dass über diese Methode bis jetzt noch nicht viele wissenschaftliche Veröffentlichungen erschienen sind.
Der häufigste Anwendungsbereich bei Pferden sind Sehnenverletzungen (diese heilen bei Pferden wegen der schlechten Durchblutung langsam und die Rückfallquote ist hoch; deutsche Untersuchungen zeigen, dass nach einer Stoßwellentherapie die Anzahl der erneuten Sehnenverletzungen signifikant sank), die Linderung von chronischen Schmerzen, so auch bei Arthrose (diese Möglichkeit nutzen wir bei Carmen).

Am Freitag tat Carmens Fuß ziemlich weh, so dass sie fast den ganzen Tag auf drei Beinen hüpfend unterwegs war. Wir machten uns sorgen, wussten aber, dass wir geduldig sein müssen.
Am Samstag erwartete uns eine angenehme Überraschung im Stall: nicht nur dass Carmen auf ihrem Fuß stand sondern sie spazierte im Stall herum, als hätte sie keine Schmerzen. Laut Dr. Zoltán Kerekes war ihr Fuß noch nie so gut, seit dem Bruch.
Am Sonntag ist sie wie ein Rodeopferd im Stall rumgelaufen. Glücklicherweise schonte sie dabei ihr schlechtes Bein, deswegen nur dreibeinig. Sie hatte auf jeden Fall gute Laune.
Wir dürfen uns nicht zu früh freuen, der Zustand kann sich noch in beide Richtungen ändern. Man darf aber hoffen! Und Carmen braucht den Druck, damit ihr Zustand sich stabilisiert.
Eine Woche später wurde Carmens zweite Stosswellentherapie-Behandlung durchgeführt. Am darauffolgenden Tag tat ihr Bein sehr weh, am dritten Tag wurde es wieder besser.
Ihre letzte Behandlung verbinden wir mit ihrer ersten Hufpflege bei Noé, damit sie nicht zweimal betäubt werden muss. Die Hufpflege würde sie bestimmt nicht gut vertragen, weil sie dabei ihr schmerzendes Bein beugen muss. Unser Hufschmied muss sie deswegen bestimmt unkonventionell behandeln, daher ist es wichtig, dass unser Schmied gleichzeitig auch Heilschmied ist.

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